
Autor: Kiri Johansson
Titel: Islandsommer
Seitenanzahl: 383 Seiten
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-42350-3
Preis:
E-Book: 9,99€
Print: 9,99€
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Klappentext:
Sommerwohnung gesucht. Liebe gefunden?
Als Merit von ihrem Freund verlassen wird, muss die chaotische Lebenskünstlerin sich ein neues Zuhause suchen. Da kommt ihr das Angebot, den Sommer über ein Haus samt Kater zu hüten, gerade recht. Die Sache hat nur einen Haken: Das Haus steht in Reykjavík. Kurz entschlossen verlässt sie Berlin, um in Islands quirlige Hauptstadt zu reisen. Von der Liebe will die talentierte Künstlerin vorerst nichts mehr wissen. Kristján will das auch nicht, denn er hat mit einer anhänglichen Ex und den Dämonen seiner Vergangenheit genug zu tun. Doch nun wirbelt die neue Nachbarin aus Deutschland das ruhige Leben des ordnungsliebenden Piloten mit ihren eigenwilligen Ideen ziemlich durcheinander …
Bereitstellung des Buches: Rezensionsexemplar.
Meine Meinung:
Das Leben kann manchmal ungerecht sein, besonders dann, wenn man auf einmal vor vollendete Tatsachen gestellt wird und nur wenig Zeit hat, sich zurecht zu finden.
So ergeht es auch Merit, als ihr Freund ihr eröffnet in eine andere Frau verliebt zu sein und sie bittet, auszuziehen, bevor er auf Geschäftsreise verschwindet.
Merit ist am Boden zerstört und tut das, was sie anscheinend immer tut: Tapetenwechsel! Aber nicht nur einfach aus Berlin raus, sondern gleich mal aus ganz Deutschland und direkt mit dem Schiff nach Island, um dort als Catsitterin für einige Monate zu bleiben.
Dort muss sie sich nicht nur an eine neue Kultur gewöhnen und sich einleben, sondern auch damit klar kommen, dass sie in einem fremden Land mit einer fremden Sprache allein auf sich gestellt ist und der heiße Mitbewohner ihrer Vermieterin tut sein übriges, um sie durcheinander zu bringen.
Aber Merit war oft genug in fremden Ländern unterwegs gewesen, um sich einen Vorteil aus der Reise zu ziehen, so ein kompletter Tapetenwechsel hat schließlich auch sein Gutes.
Teilweise fand ich aber, dass sie ein bisschen zu naiv an die Sache heran ging, doch das macht ihren Charme aus und… sorry, wenn ich jetzt so dreist bin, aber ihr Verhalten spiegelt für mich auch eine Künstlerseele wider und sie ist immerhin Malerin und dazu eine begabte.
Während ihrem Aufenthalt in Island lernt sie nicht nur ihre Sorgen los zu lassen, sondern auch über sich selbst sehr viel, findet ihr Selbstvertrauen wieder und verliebt sich in die Landschaft Islands, sowie in ihre Bewohner. Und diese Liebe konnte man deutlich heraus lesen, zwischen den Zeilen oder mitten in den Beschreibungen.
Und die Landschaftsbeschreibungen erst! Oh gosh, ich wollte am liebsten selbst sofort dahin. Herrlich und atmosphärisch beschrieben.
Doch wer denkt, dass das ein leichter Sommerroman ist, irrt sich. Hier werden tiefgreifende Themen aufgenommen, wie eine posttraumatische Belastungsstörung, Fremdgehen, Depressionen und die Verarbeitung der Vergangenheit, die tiefe Narben hinterlassen kann und in diesem Fall auch hinterlassen hat.
Sehr spannend war dabei der Kontrast zwischen Merit als Charakter und Kristján, ihrem Mitbewohner, der ihr Herz so schnell schlagen lässt. Im Gegensatz zu Merit ist Kristján stets kontrolliert, hat immer den Überblick, ordentlich, duchstrukturiert und liebt die Routine.
Merit dagegen ist chaotisch, fröhlich, manchmal introvertiert, spontan und nimmt das Leben wie es ist und dann doch wieder nicht.
So ungleich die beiden sich im ersten Moment sind, so gleich sind sie doch in ihren Herzen und es war spannend die beiden auf ihrem Weg zu sich selbst und zueinander zu begleiten, mit all ihren Höhen und Tiefen. Und Tiefen gab es genug, das auf jeden Fall.
Der Roman an sich ist durchaus emotional, dabei hätte ich mir an manchen Stellen mehr Gefühl gewünscht. Zeitweise erschien es mir distanziert, als wolle man den Leser schützen, während die Ereignisse der Vergangenheit rekapituliert wurden oder es eher wie einen Film darstellen, rasant und spannend, aber nicht direkt bis ins Herz gehend.
An manchen Stellen sorgte Merit bei mir für ein „Hand gegen Stirn schlag“ – Moment und ich habe die Frau verflucht. Wie bescheuert – tschuldigung – kann man eigentlich sein?
(Vorsicht, Spoiler)
Sie hat Glück, dass Kristján da gewesen war, sonst wäre das Haus wirklich abgebrannt…. Grrr…
Naja, gut, okay. Sei es drum. Das macht es ja menschlicher und authentischer. 😉
Mein größter Kritikpunkt ist tatsächlich, dass ich mir noch einen Epilog gewünscht hätte, ein paar Monate oder Jahre später, denn das Ende hat mich nicht wirklich befriedigt zurück gelassen, auch wenn ich mir denken kann, wie es weiter geht, dennoch wäre es schön gewesen, so einen runden Abschluss zu haben, zumindest nach meinem Empfinden war es nicht rund.
Der Schreibstil war flüssig und ich konnte direkt abtauchen. Die Nebencharaktere haben es nur umso schöner gemacht zu lesen, denn zum Glück ist Merit durchaus eine gesellige Frau und die Geschichten um Elfen und die Mythen Islands fand ich wunderschön. Es war gut auch ein bisschen von der Kultur zu lesen und dabei sich vorzustellen, man wäre dort.
Fazit:

4 Wirbelwinde für ein wunderschönes Buch mit Tiefgang, wo ein bisschen mehr nicht geschadet hätte. Es war super schön zum Lesen und abtauchen, direkt in ein anderes Land.
